Samstag, 18. September 2010

Sucht oder Nicht-Sucht?

Mit Süchten ist das ja immer so eine Sache.
Da gibt es die einen, deren Ausübung rechtswidrig ist und die aus diesem Grund einer strengen Meldepflicht unterliegen. Und es gibt die anderen. Die, um deren Verlauf sich weder das zuständige Drogendezernat noch die benachbarte Entzugsklinik kümmert. Es handelt sich dabei um nicht minder schwerwiegende Abhängigkeiten von diversen Substanzen, deren Konsum auf Dauer die psychische sowie die physische Verfassung des Betroffenen innerhalb zahlreicher, nicht zwingend chronologisch auftretender Phasen beeinträchtigt.
Symptome: unkontrollierte Schweißausbrüche, Aggression sowie das Aussetzen logischer Denkprozesse.
So wachen wir mitten in der Nacht auf, um festzustellen, dass wir mal wieder allein ins Bett gegangen sind; fühlen uns wie schweißgebadet, wenn wir den Ex mit seiner Neuen im Lieblings-Restaurant treffen und ertappen uns bei Selbstgesprächen und Pro-und-Kontra-Listen, die uns bei unserem Suchtproblem helfen sollen, klarer zu sehen. Aber: vergebens.Der einzige Ausweg, der uns in diesen Momenten bleibt, ist Kompensation. Wir finden für jede Sucht eine passende Gegensucht – um uns ausreichend abzulenken. Der durchschnittlich aussehende Typ aus dem Café wird zum Notnagel, die zahlreichen Überstunden zur selbstgemachten Erschöpfung und das Nutella-Glas bietet uns jede Nacht die ausreichende Endorphin-Zufuhr. So wählen wir Mängel statt Mangelware, Schlaflosigkeit statt Träumerei und tauschen Schokolade gegen Sex.
Das Ende vom Lied?
Hosen, die nicht mehr genügend Platz für unsere Hintern bieten, Augenringe, bei denen der beste Concealer versagt und jede Menge Recycling-Geschlechtsvermischerei.

Freitag, 3. September 2010

Normal Null.

Sofern normal die Mitte zwischen dem ist, was wir wollen, und dem, was wir kriegen können – wie normal kann es da werden, wenn wir nicht die leiseste Ahnung von dem haben, was wir eigentlich anstreben?
Es sind Entscheidungen, die unser Leben formen: Die einen sind spontan und schlecht überlegt, die anderen gezielt getroffen und jahrelang durchdacht; die einen bringen uns voran, die anderen werfen uns meilenweit zurück. Da fällt es nicht immer leicht, die richtige Wahl zu treffen. Und so dauert es manchmal eine Zeit lang, bis wir abgewogen, verglichen und entschieden haben – bis wir uns sicherer sind als wir uns unsicher sind.