Montag, 18. Juli 2011

Wundpflaster.


Verletzungen sind unschön. Sie tun weh, sehen blöd aus. Und in den meisten Fällen zieht sich der Heilungsprozess unnötig in de Länge. Was mich persönlich immer zu der Frage bringt: War es den Schmerz wirklich wert?
Doch noch bevor ich darauf eine ausgereifte, analytische und vor allem logische Antwort finde, zwingt es mich in die nächste Apotheke.
Was ich möchte? Etwas, das den Schmerz stillt, die Wunde weniger klaffen lässt und vor allem meiner Epidermis schnellstmöglich wieder zu einem hübschen Ebenbild verhilft.
Ich habe die Wahl: Nähen, Klammern oder ein großes Pflaster. Und weil ich der Meinung bin, bereits genug unter dieser Verletzung gelitten zu haben, entscheide ich mich für letzteres; die größte Ausführung bitte.
So aufgeklebt find ich es gar nicht mal so schlecht - es lässt die bildliche Vorstellung der darunterliegenden Wunde mit jedem Moment, in dem ich es mir ansehe, verblassen. Ganz langsam, aber allmählich.
Dieser Anblick hatte mich wohl mehr gequält, als die Verletzung selbst. Und nun, wo es verdeckt ist, ist es vielleicht etwas weniger schlimm. Nein, definitiv.
So ein Pflaster trägt man erst mal eine ganze Weile mit sich herum. Und es wird ein Stück weit zum eigenen Körper. Nach einer Woche bemerke ich es schon gar nicht mehr.
Bis dann der Tag kommt, an dem es ab muss. Weil ich es nicht mehr brauche. Weil an die bereits regenerierte Stelle Sauerstoff soll. Weil es eben so sein muss. Da schwingt natürlich Angst mit; die, die man bereits vor dem Aufkleben vor dem Anblick selbst hatte und dann noch eine weitere, eine neue. Die Angst davor, dass es nicht verheilt ist, wie man es sich vorgestellt hat.
Wieder eine Wahl: Langsam oder schnell? Das Abreißen. Langsam (jedes Härchen einzeln, weil man sich davor fürchtet, eventuell noch mehr kaputt zu machen) oder schnell (mit einem Ruck; mutig und gefasst, sich dem Anblick stellend)? Vermutlich hängt es davon ab, wie viele Härchen ins Spiel kommen. Bei zu hoher Anzahl könnte der Schmerz dem ursprünglichen Schmerz nicht gerecht werden.
Ist die Entscheidung dann getroffen, das Pflaster entfernt, beginnt die eigentliche Genesung. Die noch zu sehenden Überreste der so dramatischen Wunde müssen sich nun dem Alltag stellen. Kein Pflaster, kein Schutz.
Im optimalsten Fall bleiben keine Rückstände. Falls doch, ist da diese eine kleine Narbe - kaum zu erkennen, aber da -, die daran erinnert, dass wir doch verletzbar sind.