Sonntag, 17. Februar 2013

Auch Hippies sind einsam




Wann genau fing das eigentlich an? Dass zwischenmenschliche Beziehungen nicht mehr mit dem Tauschen von Sandkastenförmchen beginnen, mit dem Knutschen auf der Schaukel – sondern mit der Überlegung, wie genau dieser jemand sich in dem Bild machen würde, das wir über all die Jahre von uns selbst gemalt haben.
In der frühen Adoleszenz war es ein Leichtes: Nach dem ersten Kuss hätte wohl jeder die für ewig geglaubte Liebe lauthals vom Hochhausdach geschrien. Doch nur zehn Jahre später finden wir uns in einem Geflecht von Spielchen wieder, mit deren Regeln wir maßlos überfordert sind. Plötzlich scheinen die äußeren Faktoren uns dermaßen zu beschränken, dass unser Innerstes hintenansteht.
Wir können nicht wissen, ob unser Gegenüber bis zum nächsten Valentinstag oder für den Rest unseres Lebens bleiben wird. Vielleicht bleibt er noch nicht mal zum Frühstück. Darum versuchen wir, vorher alle möglichen Vorkehrungen zu treffen, um uns abzusichern. Denn wer stürzt sich schon gern ins große Abenteuer, um dann zu merken, dass er allein mit der Machete durch den Dschungel streift? Trotzdem finden wir uns ab und an auf einem dieser Pfade wieder, die nicht wirklich nach Straße aussehen. Noch nicht mal nach Pfad, eigentlich. Nur ein Stück plattgetretenes Grün, das uns neugierig macht. Manchmal ist eben so ziemlich alles besser als das, was eigentlich sein sollte.
Während wir also bauchfrei, mit wippenden Hüften und Blumenkranz über die Wiese tänzeln, den längst verworfenen Traum des Hippietums näher als je zuvor, gerät die Sorge um Imagefragen, persönliche PR-Strategien und selbsterhaltende Marketinganalysen in den Hintergrund. Was gilt? Liebe für alle! Bis sie sich in Rauch auflöst. Und der Regen fällt. Weil auch die Blumenkinder im Plural kamen – nämlich mindestens zu zweit.