Es gibt Situationen, in denen könnten wir unserem Gegenüber nicht näher sein: wie dem Gynäkologen beim halbjährlichen Eierstock-Check, dem Psychologen, dem wir zum hundertsten Mal den Sandkasten-Traum von vorletzter Woche als starkes Symbol unseres kindheitlichen Sehnens verkaufen wollen — oder dem Dunkelhaarigen, der uns gerade auszieht, nachdem er uns angezogen hatte, bevor wir ihn auszogen.
Dem Einen sind wir körperlich nah, dem Anderen emotional. Und in den seltensten Fällen vielleicht sogar beides. Doch was ist zuerst? Was bedeutungsschwerer?
Zweifellos ist die geistige Verbindung wohl die kompliziertere. Denn sie existiert durch die Komplexität des Denkens, durch das Erkennen von Zusammenhängen und Gemeinsamem. Sie ist eine intellektuelle Fessel, die wir uns gern anlegen lassen, doch deren Enge immer wieder zu justieren gilt. Die Doktoren der Seelenforschung haben schließlich studiert.
Das ist außerdem die Wurzel des Mythos vom "besten Freund": ein Junge, mit dem das Mädchen Pferde stehlen will, an dessen Schulter sie sich ausweint, weil ihr das Herz gebrochen wurde und von dessen Mutter sie geliebt wird. Sie findet ihn klug, hübsch, nett und weiß, dass er sie nie enttäuschen wird. Ins Bett geht sie trotzdem mit einem anderen. Weil da nichts ist, was knistert, was ihr unerklärlich heiß werden lässt, was sie zum Nichtdenken animiert.
Wir wissen also um die Seltenheit der geistigen Verbindung, möchten aber unsere Gene mit jemandem vermischen, der uns in erster Linie den Kopf ausschaltet. Indizien dafür sind bekannte Floskeln des Entsetzens: "Warum verdammt?" Und manchmal stellen wir uns diese Frage sogar selbst. Antworten finden wir keine. Weil es keine gibt. Weil die Tatsache Antwort genug ist.
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