Es ist ein urbaner Mythos, dass Berlin eine
Single-Hauptstadt ist. Genauso wie die unzähligen vielversprechenden
Cluburlaube in Südeuropa. Denn wir treffen sie überall: zu zweit. Egal, ob an der
Kasse im Supermarkt, im Spätkauf oder in der Hotel-Lobby. Ich bin knapp sechshundert Meter, entlang halsbrecherischer wie todesmutiger Serpentinen, über den Meeresspiegel gefahren – sexy Aussicht, laszive Poollandschaft. Doch auch das
muss ich teilen; mit Pärchen, Eheleuten und jenen, die die ihrige retten
wollen.
Während die Doppelzimmer eine romantische Panaroma-Sicht auf
den Gardasee bieten, starre ich aus meinem Einzelzimmer-Fenster direkt auf die
Poolbar. Ist das gut gemeint oder ein zynischer Wink?
Als ich mein Bett bemängele (Auf diesen Federn lässt sich
noch nicht einmal zu zweit Spaß haben!) entgegnet mir Elena, die
Rezeptionistin, wie folgt: „Wir sind leider nicht auf Singles eingestellt.“
Bäm. Da ist sie. Die bittere Wahrheit. Zusammen mit ihrem mitleidigen Blick
katapultiert mich diese Aussage in einen tiefen Kerker der einsamen weil
verlassenen Seelen. Weil ich nicht mit meinem Fast-, Schon- oder Noch-Ehemann
angereist bin, muss ich also auf chloriges Wasser schauen und mir die
House-Hits der aktuellen Charts Nacht für Nacht in den Ohren dröhnen lassen? Ich
denke nicht, dass sich das in einen plausiblen Kontext setzen lässt.
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