Freitag, 31. August 2012

Einzelzimmer mit Poolblick II


Als ich den Salon zum Frühstücksbuffet betrete, kleben die Blicke erst an mir, dann auf der Pendeltür, die ich mit meinem Eintritt zum Schwingen gebracht habe. Nicht unbedingt, weil ich das viel zu teure, neue Kleid aus der kleinen Boutique in der Altstadt trage (feinste Seide, hauchzarte Träger und ein Saum, der meinem Knie von oben herab süffisant zulächelt), sondern weil niemand folgt. Es kommt keiner mehr. In meinen Gedanken sehe ich mich die brötchenschmierende Horde von Zweiertischen hysterisch anschreien: „Ganz richtig: Ich werde allein frühstücken! Und ich bin froh darüber!“
Um ehrlich zu sein, bin ich das wirklich. Vor dem Mittag bin ich kein kommunikativer Mensch. Es braucht seine Zeit, bis sich mein Verstand wachgerüttelt hat und die so klug klingenden Sätze meine Lippen passieren können. Während sich mein Intellekt also hochfährt, genieße ich die Stille.
 

Und doch hat alles zwei Seiten: Die gute ist, dass du allein einschläfst – und aufstehst. Die schlechte ist, dass du, solltest du zwischendurch aufwachen, niemanden hast, mit dem du dir die Zeit bis zum wieder Einschlafen vertreiben kannst. Dann gibt es nur dich und die Decke. Oder wahlweise das Fenster – mit seinem sternenklaren Blick in die unendliche Nacht.

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