Dienstag, 27. April 2010

Ich will mich nicht mehr!

Selbstzweifel können sehr belastend sein. Einige lassen uns aufgrund der fehlenden Binikifigur hungern, andere vereinbaren direkt einen Termin beim Schönheitschirurgen. In jedem Fall bewegen sie uns zu zielgerichtetem Handeln.
Anders hingegen beeinflussen Einsichten unser Leben: Während wir jahrelang den Fehler gesucht haben, der uns im Spiel um die große Liebe auf der Reservebank fristen lassen hat, erscheint er einige Männer später direkt vor uns. Plötzlich fällt der Groschen und wir merken, dass es nicht die mangelnde Auswahl an potentiellen Deckeln war, die uns jedes Mal erneut ins Verderben stürzen lassen hat, sondern es schlichtweg an einem früher nie denkbaren Grund lag: uns selbst.
Diverse Macken, Launen und Ticks sind es, die uns auf dem Singlemarkt neben emotional ausgeglichenen Traumfrauen schlecht dastehen lassen.
Es stellt sich mir die Frage: Sind wir bereit, uns selbst zu ändern, um die Erträglichkeit der eigenen Person für andere attraktiver zu gestalten oder halten wir lieber an alten Verhaltensmustern fest, schließen die Augen und hoffen einfach das Beste?
Die Tatsache, dass wir so lang mit einer äußerst belastenden Dysfunktion durchs Leben schritten, beweist, dass sich Einsichten deutlich später offenbaren als die meist frei zugänglichen Minderwertigkeitskomplexe. Wenn wir an uns selbst zweifeln, sehen wir früher oder später also ein – aber zweifeln wir auch automatisch, wenn wir gerade erst einsehen?
Funktionsstörungen hinsichtlich liebestechnischer Sozial-Verbindungen sind vermutlich der Worst Case in Sachen Liebe, Sex und Zärtlichkeit – das eine bedingt das andere, sodass wir nach Zeiten der Unvernunft mit leeren Herzen und einer laut schreienden Libido kurzer Hand eine neue Taktik brauchen; zumindest für den Übergang zur gelobten Besserung. Denn fest steht: Any PR is good PR! – So versuchen wir unseren Makel zeitweilig möglichst lukrativ an den Mann zu bringen.
Es wird also weder abgesaugt, noch weggeschnitten – alles bleibt, wie es ist; nur die Beleuchtung wird etwas überdacht. Haben wir uns an die neue Lichttechnik gewöhnt und sie auf großen Bühnen ausprobiert, verfliegt der Gedanke einer Neuanschaffung in Sachen Präsentation auch schnell wieder.
Die Einsicht hegt somit nicht zwingend Zweifel an uns selbst; sie fordert uns lediglich auf, das Alte zu bedenken und – wenn nötig – ein paar Erneuerungen einzuführen, um sie weniger offensichtlich erscheinen zu lassen.

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