Montag, 31. Mai 2010

Auf Verhandlungsbasis.

Sie wollte ihn, weil er wollte, dass er sie nicht will.
Er wollte sie, weil sie nicht wollte, dass sie ihn will.
Jetzt hat sie ihn, weil er will, dass er sie nicht hat.

Oder hat er sie, weil sie nie wollte, dass sie ihn hat?

Samstag, 29. Mai 2010

Nur der Weg – nie das Ziel.

Eins der wohl meist zitierten Sprichwörter unserer Gesellschaft über die Philosophie des Erlangens von Glück formulierte er bereits zu Zeiten der Östlichen Zhou-Dynastie. Und dass Konfuzius ein weiser Mann war, möchte ich an dieser Stelle auch nicht in Frage stellen. Doch haben wir uns jemals wirklich den einen Moment genommen, uns mit der These über das Streben nach dem scheinbar Vollkommenen auseinanderzusetzen?
Es scheint so simpel: Der Weg ist das Ziel. Warum auch nicht? Scheitern fällt mit diesen tröstenden Worten definitiv leichter und verzweifelt Bemühte finden in ihnen die nötige Beruhigung für ihr Nichterlangen. Es klingt wie ein Schulterklopfen, ermutigt und baut auf.
Doch bei dem Versuch, den Kern dieser Aussage zu ergründen, stellte ich Gegenteiliges fest: Es schürt die blanke Angst! Angst vor dem Ende, Angst vor dem Danach und vor allem Angst vor dem allgemeingültigen Glück.
Denn was passiert wirklich, wenn wir das erreicht haben, was wir uns jahrelang erträumt, gewünscht und mit jeder Faser unseres Herzens herbeigesehnt haben? Wir empfinden es – ohne Frage. Unseren Körper durchfluten Endorphine in höchster Geschwindigkeit; es kribbelt im Bauch, das Herz schlägt schneller und die Atmung wird so flach, dass sie nahezu nichtig scheint. Doch dann? Was folgt dem Hormonrausch? 
Leere. Eine monotone, kalte und ausgelaugte Kraftlosigkeit breitet sich wie schmerzende Kontraktionen innerhalb unserer Blutgefäße aus. Wie Millionen kleinster Blutgerinnsel bahnt sich die Tatsache, das Glück nun aufgebraucht zu haben, den Weg zu unserem Herzen – bis es stillt steht. Keine Leidenschaft, keine Furcht. Keine Verzweiflung, keine zermarternde Aussichtlosigkeit. Das Gefühl der Sehnsucht stirbt. Die bedingungslose Hingabe wird schwächer und die ausnahmslose Allesinkaufnahme verblasst.
Denn haben wir das Ziel erreicht, scheint es nutzlos. Es ist existent, es ist erobert – das, was wir so lange Zeit den Inhalt unseres Lebens nannten, ist nun nichts weiter als ein faktischer Teil dessen und lässt uns nur in einem Bruchteil der Weile, die wir aufbrachten, es zu erlangen, all das Glück spüren, welches sich zuvor über eine gefühlte Dauer der Endlosigkeit erstreckte. Es war die Intensität des Empfindens, die uns reizte. Und es ist die selbige, die uns vor die bedeutsame Frage nach einer möglichen Fortsetzung stellt.
Wir haben keine Wahl. Was bleibt, ist das Anvisieren eines neuen Ziels. Das alte wird von dem einst für es errichteten Altar genommen und eine neue Heiligenfigur ziert nun unseren Opfergabentisch.
Blicken wir zurück, wird sich die Erinnerung an das vermeintlich große Glück immer mehr entfärben. Alles Wehren und Stirnbieten wird nichts nützen. Es ist erschöpft. So wie wir – auf der unermüdlichen Jagd nach dem ganz Großen.

Dienstag, 25. Mai 2010

Sag A, nimm B – zahl 3, nimm 2.

Manchmal ist alles zu sagen nicht viel – und nichts zu sagen bereits alles.
Uns bleibt die Wahl; wobei ich mich frage: Ist Reden wirklich immer Schweigen? Und: Wann wird Silber Gold
Egal. Gesagt ist gesagt. Und es ist nicht schlimm. Jedenfalls nicht sehr. Denn was wir sagen und was wir tun sind zweierlei Paar - solang wir nur denken, was wir sagen und nicht sagen, was wir denken,  bleibt es spannend. Immerhin.

Samstag, 15. Mai 2010

3 L'Imperatrice.

Veto!

Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. – Zumindest sagt man das so. Nein, besser: Er  sagte es so. Und ich bedaure zutiefst, werter Wilhelm, an dieser Stelle wiedersprechen zu müssen. Denn in meinem Fall scheint es, als wären all die vorherigen Bedenken und von Klischees beladenen Vorurteile eingetroffen. Welch Überraschung.

Dienstag, 11. Mai 2010

Alle Fremdgeher mal bitte die Hand heben – Aha, Danke.

 
Das mit dem Fremdgehen ist ja immer so eine Sache. Als klassisches Opfer-Täter-Beispiel lässt so ein schwerwiegendes Drama nicht viel Platz für Theorien und Logiken. Intuitiv ergreift man Partei für den Betrogenen, der scheinbar völlig ahnungslos in sein emotionales Verderben lief und blendet jegliche Rechtfertigung des offensichtlich gefühlskalten Herzensbrechers aus. Gründe und vermeintliche Erklärungsversuche werden erst gar nicht in Frage gestellt und landen schonungslos im Restmüll für faule Ausreden.
Theoretisch ist es also recht simpel: Betrogen ist betrogen; auf körperlicher, emotionaler und vor allem geistiger Ebene. Da gibt es nichts mehr gut zu machen.
Doch da Theorie und Praxis oftmals meilenweit voneinander entfernt liegen, lohnt sich der Blick auf die Kehrseite durchaus. Denn: Auch, wenn die Antwort keinerlei Auswirkung auf eine eventuelle Entscheidung hat, steht eine unausgesprochene Frage im nunmehr leeren Raum: Warum?
Als rhetorisches Mittel verwendet, war mein Deutschlehrer einst großer Fan dieser bedeutungsschwangeren Verschwiegenheit, bedient man sich ihr jedoch außerhalb des Rahmens aller Aufsätze und Gedichtinterpretationen der Abiturphase, hallt sie gleich um ein Vielfaches heller. Denn in einem Zeitalter aufregendster Flirtchats, unzähliger Untreu-Internetforen und professioneller Seitensprungagenturen wird man von möglichen Rückmeldungen auf das große Warum? nahezu erschlagen. 
Das Erwarten von gegenseitiger Treue ist ein naiver Automatismus, der im Zuge aufkochender Hormonwallungen und elektrisierender Neurotransmitter mit der Partnerschaft Hand in Hand einhergeht – schließlich können wir nicht erwarten, dass unser Partner von nun an mit ledernen Scheuklappen durch die sexuell geladene Welt watet und jeglichem körperlichen Reiz mit kompromissloser Ignoranz begegnet.
Heißt also: Möglichkeiten findet unser Partner im gleichen Maße, wie wir sie rezipieren; und doch liegt der Unterschied darin, dass die eine Seite betrogen hat – und die andere betrogen wurde. Es lässt sich also nicht unmittelbar erkennen, dass eine hohe Anzahl aufblinkender Sex-Banner und hocherotischer Pop-Ups dazu führen, mal eben über den Tellerrand zu langen.
Gern schiebt man dabei die chromosomale Beschaffenheit vors Loch. Doch wenn das Fremdgehen-Gen auf dem (wie so oft vermuteten) Y läge, wäre die weibliche Gattung ein absolut treues Gesindel, welches nicht mit dem besten Kumpel des Partners in der Silvesternacht rumknutscht, keine heimlichen Nachrichten vom Ex empfängt und den DHL-Typen wirklich nur das Paket bringen lässt. […]
Kommen wir zum Quotenbringer der Fremdgehausreden: dem Alkohol. So abgenutzt es klingen mag, so wahrhaftig kann es für den Einzelnen sein. Doch nicht nur Spirituosen enthemmen und verändern das Wahrnehmungsvermögen.
Wie wir also sehen ist die Palette an Gründen - bedingt durch (mehr oder weniger) externe Einflüsse - ziemlich breit. Neben Aussagen wie Sie hat mich geküsst!, Das war alles rein körperlich!, Es hat nichts mit dir zu tun! und meinem derzeitigen Favoriten (da erst neulich von einem gebrochenen Herzen unter Tränen zum Besten gegeben) Aber sie war lange nicht so heiß wie du! schleichen sich nur mühsam belastende Selbstzweifel ein. Ein weiterer Fragenkatalog öffnet sich dem Verzweifelten: Was habe ich falsch gemacht? War ich nicht gut genug? Was hat sie, das ich nicht habe? Ich persönlich finde darauf nur folgende Antworten: Nichts., Doch., Nichts, rein gar nichts! 
Entschließt sich der Partner erst einmal für diesen Schritt, hat er es – wenn auch nur in Bruchteilen einer Millisekunde – bedacht. (Denn wie sagte Descartes noch gleich: "Ich denke, also bin ich." Und ohne Sein kein Handeln - so schließt sich der Kreis.) Es wurde also eine Entscheidung getroffen: Pro Fremdgehen heißt pro Konsequenz - wie die letzten Endes ausfällt, ist rein optional.
Das wiederum zeigt den Ursprung der Tat. Und ob das nun allgemeine Unzufriedenheit, chronisches Desinteresse oder belanglose Unbekümmertheit war, spielt keine Rolle. Fakt ist: Es gab einen Auslöser, der das Verhalten begünstigte - entweder erkennt man ihn und stellt sich der Herausforderung ihn zu beseitigen oder man nimmt diesen Grund an und geht!
Nichtsdestotrotz erwarten wir die notwendige Aufrichtigkeit von unserer lebenden Komponente, sodass wir an dem Punkt Sag ich’s oder sag ich’s nicht? bereits eine Seite für uns ausgelotet haben.
Gestanden ist so ein Betrug aber keineswegs schöner. Vermutlich wünscht sich die Mehrheit, es lieber erst gar nicht erfahren zu haben – aber wir wollten ja Ehrlichkeit.
Das Positive an solch einem Geständnis ist zumindest, dass die Frage Ob? schon mal außen vor ist, sodass das Herz in aller Seelenruhe an dem darauffolgenden Warum? zerbrechen kann.

Sonntag, 9. Mai 2010

Das Prinzip nicht der Punkt zu sein.

"Seine Worte sagen Nein, aber sein Kuss sagt Ja! – Diese Art Verteidigung bringen Vergewaltiger vor!?
Wenn Männer sich in verwegenen Gesten üben, gilt das allgemein als romantisch. Wenn Frauen dies tun, gilt das oft als verzweifelt oder geistesgestört. Ich hoffte zu beweisen, dass ich keins von beidem war" – und falls doch, kreuzte ich aufgrund eines schier unüberwindbaren Egos die Finger für Letzteres.
Leider brachte alles Kreuzen, Hoffen und Salz über die Schulter streuen nichts. Denn das Phänomen, etwas zu tun, es aber niemals über die Lippen kommen zu lassen, scheint im 21. Jahrhundert der westlichen Welt ein weitverbreitetes Traditionsgut zu sein.
Wir sprechen aus, was wir uns wünschen – gehandelt wird aber nach inneren Beweggründen. Auf diese Weise kann es leicht passieren, dass Missverständnisse in überdimensionalen Streitereien enden und – bei falscher Deutung – ein Kuss ganz einfach nur ein Kuss ist; nicht weniger, aber auch nicht mehr. 

Also sitzen wir vor unzähligen Übersetzern, um jenes unklare Verhalten zu dechiffrieren – Tag für Tag, Stunde um Stunde. Und doch wird unser Resultat nicht das richtige sein.
Woher können wir dann aber wissen, dass das, was wir wahrnehmen auch das ist, was wir sehen sollen?
Würden wir wirklich hören wollen, was wir bereits erahnen zu entschlüsseln?

Samstag, 8. Mai 2010

Wenn Worten Wörter fehlen.

Sagen wir erst, was wir wirklich denken, kann das manchmal schlimme Folgen haben. Jemand fühlt sich vor den Kopf gestoßen, ein anderer empfindet die Tatsache empörend – doch am schlimmsten trifft es denjenigen, der unmöglich im Stande ist, das Gesagte zurückzunehmen.
Der Unterschied zwischen bedeutungsvollen Worten und unzähligen Wörtern scheint prinzipiell geklärt; nur kommt es in manch spontanen Aktionsaugenblicken trotzdem zur Verwechslung. Da heißt es dann Quantität statt Qualität und es sprudelt aus uns heraus wie ein Wasserfall. Jede Buchstabenkombination, die auch nur im geringsten zum Mind-Mapping des vermeintlichen Themas gehört, wird aufgegriffen und findet kurzerhand ihren Weg über die Zunge aus dem Mund. Das Ganze endet dann meist in einem riesigen Blabla und das einzig sichtbare Ergebnis ist ein Gegenüber, der verwundert mit der Braue zuckt.

Freitag, 7. Mai 2010

Vorschau, Durchblick, Einsicht.

Manchmal scheint das Eigentliche meilenweit entfernt. Man versucht zu fokussieren, verirrt sich jedoch in dicken Nebelschwaden der Unklarheit. Das gedankliche Wirrwarr ähnelt einem riesen Moodboard – es geht nicht um eine konkrete Aussage, nur um ein Gefühl. Wird man jedoch gezwungen, dieses emotionale Bild in Worte zu kleiden, zerfällt es kurzerhand in seine einzelnen Bestandteile und ergibt – so völlig destruiert – keinerlei greifbaren Sinn mehr.
Was also tun, wenn der unwissende Gegenüber eine klare Antwort verlangt – so egoistisch, fordernd und selbstgerecht? Wenn wir keine Zeit haben, das Gefühl sich selbst klären zu lassen?
In einem zerstörerischen Selbstversuch deuten wir jedes einzelne Puzzleteil – immer Gefahr laufend, das Wesentliche aus den Augen zu verlieren. Wir reden; mal laut, mal leise. Und wir hören – in allererster Hinsicht uns selbst. All das tun wir. Bis es klick macht. Bis sich die Blockade löst und es klarer als nie zuvor scheint – wir wollen beginnen…und plötzlich merken wir:  

Es ist so völlig anders!

Durchatmen und Neustarten.

Donnerstag, 6. Mai 2010

Mit dem Haus durch die Tür.

Ehrlichkeit gilt als große Tugend – sie währt sprichwörtlich am längsten und ist fundamentaler Bestandteil einer aufrichtigen Verbindung. Sie wird zweifelsfrei erwartet; auch wenn sie manchmal schmerzt. Ihre Existenz schafft Hoffnung, ihre Anwendung tiefstes Vertrauen. Wir fordern sie – bedingungslos.  
Doch sind wir eben so gewillt sie preiszugeben?