Donnerstag, 19. April 2012

Unerwartet überrumpelt


Das Ding an Überraschungsmomenten ist, dass du nie vorhersehen kannst, ob sie dich jetzt glücklich machen – oder dir die Schamröte ins Gesicht treiben. Selbst an Orten, an denen du dich in vollkommener Sicherheit wiegst, kann es passieren, dass dir das Unvorhersehbare mit voller Wucht gegen die Stirn klatscht. Was wir dann tun können? Das Gesicht wahren. Wir streichen uns die Haare aus dem Gesicht und lächeln dem Abstrusen souverän entgegen – ganz egal, wie prekär die Lage scheint. Ist es dann überstanden, können wir uns die Haare raufen, auf die Lippen beißen, hysterisch umherspringen und mit den frisch lackierten Nägeln die Fäuste ballen, ernsthaft gewillt, dem nächstbesten körperliche Gewalt anzutun. Aber so einfach ist das nicht. 
 
Es scheint nicht klar, ob der Tatvorgang selbst Auslöser unseres plötzlichen Adrenalin-Überschusses ist. Fest steht nur: Komische Aktionen passieren in komischen Momenten. Denn die Situation ist nicht geplant, nicht durchdacht. Es gibt keine Anzeichen. Nicht das Geringste könnte uns davor warnen. Wir sind unvorbereitet.
Vielleicht ist es eine Frage der Spontanität. Doch wie spontan kann sich schon ein Gefühlsausbruch in Zurückhaltung üben? In diesen Augenblicken werden wir meilenweit in die Urzeit katapultiert – da, wo Triebgesteuertes noch obere Priorität hatte und es nur ums Überleben ging. Was auch für den ein oder anderen Überraschungsmoment ein wünschenswerter Ausgang wäre. Es ist demnach nicht immer möglich, die Fassung zu behalten. Also rennen wir los, panisch, stolpern, verschlucken uns, kippen Dinge um oder – im schlimmsten Fall: der Versuch, das Gesicht zu verdecken und in Anonymität zu versinken. Fatal, weil es nicht funktioniert.
Wir können uns auf derartige Umstände nicht einstellen. Denn wenn es soweit ist, gibt es immer noch ein skurrileres Verhaltensmuster. Wie nervöses Lachen. Oder einfach nur da zu stehen – und plötzlich gar nichts mehr zu machen.

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