Sonntag, 4. November 2012

Statistischer Herzwert


In der Mathematik wie im Leben haben wir es mit der Analyse von Häufigkeitsverteilungen zu tun. Dabei sind die Werte nicht zwingend allein metrischen Niveaus, sondern vermögen auch kategoriale Variablen einzunehmen. Denn wenn wir uns fragen, wie viel uns etwas wert ist, können wir die Schmerzgrenze für ein Paar neue Wildleder-Slingpumps bei 490€ Euro festlegen. Doch wo genau tragen wir das Maximum einzugehenden Verlusts für eine Liebschaft ab?


Fest steht: Kleinste Einheiten, Extremwerte und Wendepunkte lassen sich erst im Rückblick auf das, was Untersuchungsgegenstand war, ablesen. Wir wissen nicht, wie sich eine Funktion in ihrem Lauf entwickeln wird, bevor wir nicht alle notwendigen Werte des Stichprobenumfangs eingeholt haben. Weil wir nicht hellsehen können. Und weil wir hoffen. Und weil wir auch nicht wissen, ob die Slingpumps in der kommenden Woche reduziert oder ausverkauft sein werden. 
Was wir jedoch in prekären Situationen tun können, ist, die Spanne des Nullpunktes bis zum Ist-Zustand zu analysieren. Wir können unsere Gedanken von Anfang bis zum Jetzt die Kurve zeichnen lassen. Und sehen: Wie hoch waren die Werte wirklich, die wir in der Zeit eingingen? Wie verteilten sich Glücksmomente und kopfzerbrechende Nächte? Sind Zeit und Schmerz zwei sich proportional zueinander verhaltende Parameter? Tut es mehr weh, je länger es dauert? Oder ist es eine sich ausgleichende Balance – zwischen Wut, Trauer und feuchten Laken wie stundenlangen Augenblicken? Welche Maßeinheit hat ein verschwommener Mascara, ein verwischter Lidstrich, gegenüber zwei festgreifenden Händen? Kann ein gemeinsamer Wille größer sein als die Zahl des Kilometerzählers? Die Frage ist: Wann fängt es an, sich auszuzahlen und wann hört es auf sich zu lohnen?

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