Dienstag, 20. November 2012
Von Soulmates und Spülmaschinen
Seinen Seelenverwandten finden: Das ist die Bürde, mit der uns das Leben demütig hält. Der Mythos um diese eine Person, die uns vervollständigt, erweitert und uns zu etwas Neuem macht, das mehr wir selbst ist, als wir es je für möglich hielten.
Nehmen wir an, das ist tatsächlich so. Dann gibt es genau drei Möglichkeiten für uns, diese Theorie zu bestreiten: Wir können ihn finden, nie treffen oder ihm begegnen – um dann festzustellen, dass es nicht funktioniert. Das würde bedeuten, dass zwei Drittel der eventuell eintretenden Ereignisse ein eindeutig negatives Ergebnis nach sich ziehen. In erster Hinsicht für uns, in zweiter vielleicht auch für unseren Soulmate.
Diese vernichtende Statistik ist ein unausgesprochener Fakt, der sich wie ein Schatten über all die rosaroten Brillengläser und siebten Wolken legt. Und das bereitet Kopfzerbrechen. Denn die Angst, ihn zu verpassen, ihn vielleicht nie zu finden, wird zur allgegenwärtigen Last, die bei permanenter Anwesenheit für Wundschmerz sorgt. So laufen wir Gefahr, uns in einer Fata Morgana zu verlieren oder an etwas festzuhalten, das nicht zu greifen ist. Die Ironie daran erkennen wir erst, wenn die automatische Worterkennung unseres Telefons aus ihm, dem einen Großen, „Spülmaschine“ macht. Ich hatte mal eine, ein vermeintlicher Soulmate nahm sie mit. Seitdem wasche ich lieber per Hand ab.
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