Es ist nicht bewiesen, dass Karma ein Gesetz ist. Dass es sich, ähnlich wie die Schwerkraft, einer unumstrittenen sowie äußerst sinnvollen Existenz erfreut. Niemand presste es in eine Formel. Aber da auch physikalische Gesetzte erst nur auf Thesen basierten, bin ich guter Hoffnung. Und glaube.
Karma ist das, was wir meist als Rechtfertigung für die Missgeschicke verwenden, die uns auf dem Weg zu x oder y widerfahren. Oder das, was uns als Fratze der Realität ins Gesicht starrt - und uns unumgänglich dazu auffordert herauszuschreien: "Warum ich?" Um es im gleichen Atemzug zu beantworten. Es ist vieles: Lebensweisheit, Motivation, einziger Strohhalm.
Doch vor allem wirkt es wohl beruhigend. Weil wir davon ausgehen dürfen, dass eine moralische Instanz über uns richtet, die keinesfalls von Staat oder Religion inszeniert ist, sondern sich als freigeistliches Verständnis in die einzelnen Bahnen menschlichen (Nach-) Denkens schiebt.
Also können wir uns getrost zurücklehnen, das Schirmchen im Glas drehen und die ausgleichende Gerechtigkeit einen Höheren verteilen lassen. Oder aber wir malen uns aus, wie wir, in Karmas Schuhen steckend, den ein oder anderen für seine ausschweifende und vor allem nicht akzeptable Lebensführung bezahlen ließen. Doch werden wir nicht Gleiches mit Gleichem vergelten. Die eigene Miese-Punkte-Liste auf diese Weise weiterhin in die Höhe zu treiben, wäre mehr als nur Ironie.
Doch was ist mit denen, die dem Ironischen nicht mächtig sind? Die das Brauenzucken ignorieren und gar nicht erst erkennen, dass es ausgesprochen wertlos ist, den Handlanger des Karmas zu mimen, nur um eigenen, ebenfalls verwerflichen Groll zu befriedigen? Dieser Ausdruckstanz eines getroffenen Egos lässt die Nadel unweigerlich ausschlagen. Denn niemand ist der Materie des Karmas so nah, um persönlich über Ausnahmen zu feilschen. Noch nicht einmal das schöne Schwabenland.
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