Wer zum Teufel hat eigentlich diese verlogene Sache der guten Vorsätze eingeführt? Oder besser: Wer verdammt hält sich daran?
Es gibt immer die gleichen leeren Worthülsen, die auf die Frage folgen, was wir nächstes Jahr besser, nicht mehr oder viel öfter machen werden – zumindest wollen. Erst mal. Dann schiebt sich der kleine Zeiger über die große Zwölf und wir wissen: Wir werden es nicht tun. Wir werden es nicht besser machen, es nicht lassen und anderes schon gar nicht häufiger tun – jedenfalls nicht in den ursprünglich geplanten Anwendungsgebieten.
In den letzten Sekunden des Jahres habe ich die vergangenen zwölf Monate im bunten Schnelldurchlauf Revue passieren lassen. Und mir fiel auf: Es gibt in der Tat einige Dinge, die ich wenn auch nicht besser, aber dennoch anders machen könnte.
Zum Einen wäre da die Sache mit der Wahrheit. Wie weit kann es uns bringen, ehrlich zu sein? Natürlich nicht in eine aufrichtige Verlängerung, sollten wir es nicht im großen Stil veranstalten. Und dennoch ist es ab und an nicht ganz ohne Nutzen, mit Wahrhaftigem eher sparsam umzugehen. Das wäre auch eher Zurückhaltung von Informationen, nicht direkt Lügen. Und ich bin der festen Überzeugung, dass das Vorenthalten ausgewählter Tatsachen nicht zwingend ein gebrochenes Gebot oder gar Sünde ist, sondern vielmehr zum Selbstschutz dient.
Ein anderer Punkt: Wein, Zigaretten und all das Teufelszeug. Tragen sie vielleicht nicht unbedingt zur körperlichen Gesundheit bei – bringen sie dennoch nachweislich ein paar Bereiche im Gehirn zu höchst kreativer Leistung. Und was der wortgewandten Seele gut tut, sollte unterstützt werden. Absolut.
Und der letzte Punkt, der mich in meinem Jahresrückblick kurz zum Stoppen brachte, ist meine Verschwendung von Freundlichkeit. Nicht jene, die aus tiefstem Herzen kommt, sondern jene, die völlig falsch und heuchlerisch ist. Denn: Ja, ich heuchle. Manchmal, weil mir alles andere zu anstrengend ist. Und manchmal nur, weil ich mich vor einer Haftstrafe wegen schwerwiegender Körperverletzung schützen möchte.
Aber vor allem, weil mir Anstand und Freundlichkeit ins Blut geimpft wurde. Was einer völligen Doppelmoral gleicht: Sollte gutes Benehmen doch Positives nach sich ziehen. Tut es aber nicht. Weil wir Menschen sind. Und der Mensch nicht für Aufrichtigkeit geschaffen wurde.
Zusammengefasst bedeutet das wohl Folgendes: Für 2012 nehme ich mir fest vor, meinen persönlichen Bedarf an Selbstschutz zu erhöhen, offensiver Kreativität zu fördern und menschlicher zu sein.
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