Gute Filme sind selten. Die meisten enttäuschen mit einer platten Rollenbesetzung und einem noch platteren Plot. Dazu kommen ein meist mieser Soundtrack und grausame Kamerafahrten. Doch das Problem an schlechten Filmen sind nicht die Filme selbst, sondern es ist die Tatsache, dass wir sie uns erst anschauen müssen, um am Ende zu wissen, ob sie uns gefallen oder nicht.
Nach einigen Jahren mit Hollywood, hier und da ein paar französischen Bewegtbild-Aufnahmen und zahlreichen Action-Streifen mit übermäßigem Pengpeng hat sich meine Leidenschaft für die Kunst der Filmrollen nicht nur verstärkt, sondern durchlief auch eine Art Filterungsanlage: Ich weiß jetzt, dass mich Komödien in neun von zehn Fällen nicht zum Lachen bringen, Dramas vielleicht dramatisch, aber mir in der Regel zu langatmig sind und sowieso alles, worin Daniel Craig (oder wahlweise Ashton Kutcher) zu sehen ist, für mich und meine optische Wahrnehmung schlichtweg nicht in Frage kommt. Gleichermaßen konnte ich jedoch ebenfalls beobachten, dass Jack Nicholson ein fast ausnahmsloser Garant dafür ist, dass ich mir den Film mindestens drei Mal in unmittelbarer Reihenfolge hintereinander ansehen werde und alles, was in den 90ern aus Quentin Tarantinos Feder entsprang, meine bedingungslose Liebe verdient.
Und weil ich darum bemüht bin, meinen gedanklichen Filme-Filter hin und wieder um ein paar Schubladen zu erweitern, finde ich mich also an einem Samstagabend an der Kinokasse wieder, wo mich eine schüchterne Stimme unter einem dunklen Cap fragt: "Welchen Film möchten Sie denn sehen?"
Ich bin mir unschlüssig. Die aktuelle Daniel-Craig-Sache fällt schon mal weg, genau wie alles mit buntem Cover und affektiert lachenden Gesichtern. Nach einem kurzen Brainstorming zwischen meinem geistigen Filmkritiker und der Sammlung an bereits Gesehenem und dem daraus resultierenden Erfahrenen befinden sich zwei Filme in der engeren Auswahl: Ein brutaler Mafia-Thriller mit Ryan Gosling in der Hauptrolle konkurriert mit einem politisch angehauchten Verschwörungs-Krimi.
Meine Augen schnellen auf die FSK-Angabe: Verschwörerische Politik gibt es bereits für alle ab 12, Ryan Gosling darf man sich erst mit 18 ansehen – ein Dilemma, für das das Leben keine bessere Metapher hätte finden können. Denn die Frage des Kassierers sollte eher lauten: "Welcher Film wird Sie glücklich machen?"
Ich habe den Trailer bereits gesehen: Ryan Gosling mit spektakulären Autostunts, bösartigem Gemetzel und einer musikalischen Untermalung, die schon jetzt zu meinem Jahresliebling 2012 gekürt wird. Ich habe bereits unzählige dieser Trailer gesehen. Und die Filme, die dahinter steckten, waren immer aufwühlend, actionreich und haben mich stets sofort gepackt – bis der nächste kam. Auf der anderen Seite steht der Film, der mit großer Sicherheit in einem Happy End münden wird; vielleicht ab und an mal ein paar unterhaltende Schockmomente bereit hält, aber keinesfalls die Rate der Hand-vor-die-Augen-Momente des Mafia-Thrillers übertreffen wird.
Was also wollen wir? Eine realistische Bebilderung entsetzender Tatsachen, mit viel Situationskomik und einem appellierenden Sarkasmus, jedoch geschwächt durch eine eher mittelmäßige Charakter-Besetzung oder einen wortkargen, psychisch völlig verworrenen Stuntman, der bei phänomenaler Musik abwechselnd mit Schraubenschlüssel und Messer Mafia-Mitglieder blutig niederschlägt? Ein rundum gutes Kino-Nachgefühl steht einer (wenn auch nur kurzweiligen) Gefühls-Achterbahn der „Oh mein Gott!“s und „Er kann doch nicht!“s gegenüber – wobei Zweiteres arrogant grinst. Tatsache ist, wir müssen uns entscheiden. Und das zeitnah, sonst sind die guten Plätze vielleicht schneller ausverkauft, als wir Zsa-Zsa-Zsu sagen können.
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