Ein mir bekanntes und dazu bemerkenswertes Mädchen stellte letztens eine wirklich weise Frage: Ausgeglichen lächeln oder dramatischer Wimpernschlag?
Noch
vor einem Monat hätte ich diese Frage stirnrunzelnd mit einem
abfälligen Zischen in die „Was für eine Frage?“-Schublade geworfen. Weil
ich fest davon überzeugt war, dass Mädchen mit Hang zur grenzenlosen
Dramatik das aufregendere Leben führen. Jetzt sehe ich das noch immer so
– habe aber angefangen, zwischenzeitlich ausgeglichen zu lächeln.
Ich bin kein Yoga-Fan. Auf der Matte zu sitzen und die Hände im Schoß zu falten macht mich aggressiv. Ich habe das ausprobiert – und war keine Freude für Lehrer und Kurs. Aber ich habe den Sinn verstanden: Zu sich selbst zu finden ist ein manchmal wirklich unkomfortabler Weg, aber er lohnt sich. Und ich meine nicht das Ich, welches wir tagtäglich versuchen, aufrecht zu erhalten – vor Kollegen, dem Gemüsehändler oder dem Spiegel im Club, wenn wir den Lippenstift noch mal nachziehen. Sondern das tatsächliche Ich. Das, was sich unter der perfekten Blondierung befindet, sich hinter dem XXL-Schal versteckt und dessen Füße elf Stunden am Tag in High Heels durch die Gegend stöckeln.
Auf
dem eher holprigen Pfad, diesem Ich in die Augen zu schauen, kommt man
irgendwann an die Kreuzung: Lass ich das jetzt einfach so oder änder ich
was? Selbstgefällig und egozentrisch, wie ich es in der Regel halte,
habe ich mich über einen unüberschaubaren Zeitrahmen hinweg für ersteres
entschieden. Und dagegen möchte ich auch keinerlei Einwand erheben. Nur
im Jetzt und der Zukunft öfter mal über die mir offen stehenden
Optionen nachdenken – um dann vielleicht die ein oder andere doch zu
ergreifen.
Wir
sollten nichts ausschließen, nur weil wir es schon immer ausgeschlossen
haben. Natürlich: Manchmal ist ein Esel nur ein Esel. Aber wissen wir,
wohin er uns bringen könnte?
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen